Seit ich so einige Mühe mit meiner Schulter habe, bin ich extrem motiviert zum alpinen Sportklettern! Letzen Samstag stachen Simon Riediker und ich also guten Mutes in Hannibal’s Alptraum ein. Die Route mit dem Schwierigkeitsgrad ‘9’ und mit nur 5 Seillängen kam mir noch human vor, also wollte ich endlich mal eine schwere Route Rotpunkten.
Erste Schlüsselstelle: Der Zustieg über Geröllhalten, Grasbänder und Fixseile. Endlich am Routenfuss angekommen, war der Reiz schon ziemlich gross, um gleich in Silbergeier einzusteigen, der sich nur 10 Meter weiter rechts befindet. Aber nichts überstürzen, ich muss mich erst mal an die technische Plattenkletterei vom Rätikon gewöhen.
Ziemlich optimistisch, dass ich die Route ja sogar onsight klettern könnte, stieg ich in die erste Länge, 8+, ein.
Olàlà, da war nichts mit einwärmen! Mit Ach und Krach konnte ich diese erste Seillänge onsighten. Die Kletterei war so schwer, kein Chalk, keine Tritte, einfach nur flach, flach, flach….
OK, der Mut hatten mich und Simi schon ein bisschen verlassen, aber weiter gings mit 9-. Und schon der erste Flug, und 6 weitere folgen, weil ich den Crux einfach nicht klettern kann! Im 7. Anlauf konnte ich die Stelle dann von unten klettern, aber mit was für einem Fight!
Seillänge 3 dann noch schwerer und ich fing an, die Schwierigkeitsbewertung so ernsthaft in Frage zu stellen. Als ich dann in der Hälfte der Route ausspickte, hatte ich null Lust mehr, nochmals abzuseilen und die Seillänge frei zu klettern.
Auch Simi hatte so seine grosse Mühe und jetzt hiess es einfach noch, die Route mal hochzuklettern, Rotpunktbegehung verscheiben wir auf ein andermal….:-)
Da ich nach Seillänge 3 schon so etwas von tot war, schickte ich Simi mal in den Vorstieg. Auch ihm gings nicht viel besser. Tritte und Griffe waren so rar, dass man schon ziemlich genau hinaschauen musste…
Die neuner Seillänge konnte ich dann ohne Mühe nachsteigen, es sind einfach Welten, wenn man ein bisschen Chalk auf den Griffen hat, oder einfach zumindest eine Vorstellung hat, wie der Routenverlauf ist.
Die letzte Länge war dann ein bisschen gesucht, aber auch diese kletterten wir hoch und es war nur zu schön, endlich oben zu sein!
Jetzt war der Moment da, sein Gehirn wieder einzuschalten und sich mal seine Finger und Schuhsolen genäuer anzuschauen. Denn vroher durfte man gar nicht daran denken….ich sage nur: AUUUUUUUAAAAA!!!!!
Nach sechs Stunden klettern, ohne etwas zu trinken oder zu essen (um schnell fünf Seillängen zu klettern, nimmt man doch keinen Rucksack mit….), wollten wir einfach nur schnell runter. Da Abseilen war genial, denn so konnten wir gleich mal den Silbergeier ein bisschen anschauen. Aber das mit dem Geier wird wohl ein bisschen schwieriger, als ich mir das so vorgestellt habe….;-)
Rätikon, schon eine Klasse für sich….oder einfach ein Style für sich? Hannibal lässt mir auf jeden Fall keine Ruhe. Ich möchte diese Route unbedingt freiklettern, würde am liebsten schon wieder einsteigen, auch mit Blut auf meinen Fingerspitzen!
Am nächsten Tag hiess es dann gemütlich Sportklettern in Bürs. Die Differenzen sind einfach enorm: Have Fun, 8a+, kletterte ich im Spaziergang Rotpunkt. Aber um den Stand bei einer 7b+ im Rätikon zu erreichen, musste ich kämpfen wie noch nie in meinem Leben!;-)
Tut gut, wenn man einfach beides hat…Jetzt heissts ab nach Céüse, dann Petzl Roc Trip in Millau, jupi!